hrtv, 26.06.02, 16:46 Focus: ish stoppt Kabelnetzausbau in Westfalen Es scheint nicht gut zu stehen um die Callahan-Tochter. Neben Entlassungen, drastischen Preiserhöhungen und einer enttäuschenden Kundenresonanz scheint jetzt auch ein Ausbau-Stopp beschlossene Sache.
hrtv, 26.06.02, 16:45 Internet-User sehen gerne fern In der Freizeit sehen Internet-Nutzer am liebsten fern. Das gaben 90 Prozent der Personen an, die für eine Sonderanalyse der Internet-Studie@facts befragt wurden. Die Sonderanalyse untersuchte das Freizeitverhalten von Internet-Usern im ersten Quartal 2002. Wie die Ergebnisse weiter zeigen, sind Onliner allgemein sehr medienaffin, denn an zweiter Stelle auf der Beliebtheitsskala steht Radiohören mit 88 Prozent, gefolgt von Zeitung lesen (87 Prozent). Trotz hoher Medienzuwendung pflegen die Befragten aber auch stark ihre sozialen Kontakte. So gaben 85,5 Prozent an, oft Besuche zu machen oder zu
empfangen. Weitere Freizeit-Favoriten sind der PC (82) und Musikhören (71). (cs)
hrtv, 26.06.02, 16:43 Digital ist ganz egal Warum die technische Revolution des Fernsehens
ausbleiben wird Von Jürgen Krönig Die Zukunft des Fernsehens sei digital, verkünden
Politiker, Industrie und Medien seit Jahren. Die
Botschaft ist schön - und falsch. Überall in Europa
sind die Träume einer digitalen Welt dahin, die das
neue Fernsehen zu den Menschen bringen sollte. Das
Imperium von Leo Kirch kollabierte vor allem wegen des
digitalen Bezahlsenders Premiere, der nicht genug
Abonnenten fand. Auch in Frankreich kommen die
digitalen Fernsehprogramme nicht recht an. Und BSkyB,
der mit vielen Senderechten aufgerüstete
Vorzeigesender des Medienunternehmers Rupert Murdoch,
macht Milliardenverluste in Großbritannien. Grund: Die
knapp sechs Millionen BSkyB-Abonennten wollten für die
Umstellung auf digitale Übertragung nicht bezahlen.
Der Sender musste die neuen Dekoder kostenlos an seine
Zuschauer verteilen.
Ins digitale Fernsehen wurden dieselben Hoffnungen
gesetzt wie in Internet-Geschäfte oder die
Breitbandkabel für den Datenverkehr. Bei jeder dieser
Innovationen standen am Beginn überzogene Erwartungen
über das wirtschaftliche Potenzial; die gleichen,
durch einseitige Studien nur scheinbar belegten
Prognosen über die Bereitschaft des Publikums, sich
auf neue Informationsangebote, Geräte und Formate
einzulassen; der falsche Glaube an die
Unabänderlichkeit und den Segen des technologischen
Fortschritts. Am Ende standen jedes Mal Enttäuschungen
und Pleiten. Gefeiert wird trotzdem. Zum Beispiel im Februar, als
Intendanten und Medienfürsten zusammenkamen, um wieder
einmal eine neue Ära auszurufen. Anlass: das Ende des
analogen Antennenfernsehens in Berlin und Potsdam
2003. Doch die großen Worte waren unangebracht.
Lediglich sieben von hundert Haushalten empfangen dort
die Tagesthemen, den Musikantenstadl oder die
Werbeblöcke per digitale Technik. Die restlichen 93
Prozent werden auch künftig noch analog versorgt - nur
eben über Kabel und Satellit. Erst vor eineinhalb Jahren hatte Wirtschaftsminister
Werner Müller kund getan, Deutschland wolle auf dem
Weg in die digitale Informationsgesellschaft die
Nummer eins werden. Überall in Europa haben sich die
Regierungen zur baldigen Abschaltung der analogen
Fernsehsignale und zum digitalen Neubeginn
verpflichtet. Italien möchte schon im Jahr 2007 so
weit sein, Deutschland, Frankreich und Großbritannien
spätestens 2010. Die Regierenden wollen damit dem
Fortschritt dienen, von dem sie Wunder erhoffen.
Keiner hat das so blumig ausgedrückt wie der britische
Premierminister Tony Blair, der von der digitalen
Revolution "höheres Wachstum, größere Produktivität,
bessere öffentliche Dienstleistungen und eine
revolutionäre Veränderung vieler Aspekte unseres
Lebens" erwartet. Offenbar hat er nicht mitbekommen,
welches Chaos technische Umrüstungen in britischen
Ministerien noch jedes Mal angerichtet haben. Es ist das Geld, das die Regierenden lockt. Bei einer
Umstellung könnten die frei werdenden TV-Frequenzen
versteigert werden wie vor kurzem die UMTS-Lizenzen
für den Mobilfunk. Rund 45 Milliarden Euro spülte
diese Versteigerung allein in die deutsche
Staatskasse. Bloß ist weit und breit keine
Dienstleistung in Sicht, die das Geschäft mit den
UMTS-Geräten profitabel machen könnte. Nun sollen
womöglich Pornos für das Mini-Display neue Kunden
bringen. Für das digitale Fernsehen heißt das: Keine Regierung
darf jetzt noch mit einem dicken Reibach rechnen,
würde das analoge TV-Signal tatsächlich abgeschaltet. Skepsis gegenüber dem digitalen Fernsehen ist allein
schon aus technischen Gründen geboten. Man kann die
Propagandisten des neuen Fernsehens schon gar nicht
mehr hören: Digital übertragene Programme böten
gestochen scharfe Bilder, mehr Kanäle und die viel
gepriesene Interaktivität, jubeln sie. Nicht einmal
das Argument besserer Bilder stimmt, solange es
technisch nicht gelingt, sie am Laufen zu halten -
derzeit frieren digital übertragene Bilder immer
wieder ein. Premiere-Abonnenten in Deutschland wissen
zudem, dass die Digitalprogramme nur kompliziert zu
handhaben sind. Nicht umsonst gilt der Dekoder als langsamster
Computer der Welt. Man kann nicht einmal ein Programm
sehen und gleichzeitig per Videorekorder ein anderes
aufzeichnen. Auf dem Fernseher im Kinderzimmer kann
nur das gleiche Programm wie im Wohnzimmer laufen.
Wenn die Eltern also Nachrichten sehen wollen, die
Kinder aber zur gleichen Zeit einen Zeichentrickfilm,
braucht man schon zwei Dekoder. Oder neue, teure
Fernsehapparate. Am Ende des analogen Zeitalters
müssten daher Millionen intakter Fernseher,
Videorekorder und Radios auf den Müll wandern, sollten
sich deren Besitzer nicht gleich mit mehreren
Digitaldekodern eindecken. Derart kundenfeindlich zu sein verrät ein
erstaunliches Maß an Weltfremdheit. Medienpolitiker,
Ingenieure und Designer berauschten sich in ihrer
Planung an dem, was die tolle Technik alles möglich
macht. Menschliche Gewohnheiten ignorierten sie - ein
Fall für den Verbraucherschutz. Vor allem aber: Fernsehen bleibt eine passive
Tätigkeit. Viele Menschen wollen Zuschauer bleiben.
Sie wollen sich vom Fernsehen unterhalten lassen und
nicht, Knöpfe drückend, interaktiv herumturnen. Beim
Fußball zum Beispiel liefert der Regisseur schon heute
das beste Bild samt blitzschneller Wiederholung von
Toren und Fouls. Wer die Kameraeinstellungen selbst
wählen darf, hinkt bloß dem Geschehen hinterher und
verpasst zwangsläufig einen Teil der Ereignisse auf
dem Rasen, weil man auf das Menü starren und mit
beiden Händen Knöpfe bedienen muss. Kurt Beck, der Ministerpräsident von Rheinland Pfalz,
wollte bedürftigen Bundesbürgern die Dekoder sogar
gratis bescheren. Eine Art Grundrecht auf
Digitalfernsehen. Dabei gibt es überall in Europa
signifikante Minderheiten, die sich nicht mit der
Verheißung auf noch mehr Fernsehkanäle locken lassen.
Sie argwöhnen mit Recht: Gemeint sind nur mehr
schlechte Programme. Selbst wer heute schon bis zu
fünfzig Kanäle empfangen kann, beschränkt sich meist
auf sechs bis zehn und ignoriert den Rest. Das ist
eine Tatsache. Man sollte den Propheten des technologischen
Fortschrittes künftig auf die Finger schauen, ihren
Einfluss auf dem Mediensektor beschneiden und ihre
Prognosen kritischer hinterfragen. Die Verbraucher
werden sich von Politikern und Medienunternehmen nicht
ins digitale Zeitalter hineinschubsen lassen. Ganz sicher werden wir im Jahr 2010 nicht das Ende der
analogen Technik erleben. Vielleicht kommt es nie. (c) DIE ZEIT 20/2002 www.zeit.de
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